Am 15./16. Januar wurde in Karlsruhe ein Symposium zum Thema „Umweltrisiken in der Wasserforschung – Inter- und transdisziplinäre Bewertungen und Perspektiven” veranstaltet. Ziel des Symposiums war es, Herangehensweisen und Methoden aus unterschiedlichen Disziplinen mit einem Fokus auf Umweltrisiken vorzustellen, um integrative Ansätze in der Wasserforschung zu fördern.
Am ersten Tag wurden drei Keynote-Vorträge zum übergeordneten Thema des Symposiums präsentiert. Ortwin Renn (Direktor des Institute for Advanced Sustainability Studies, Potsdam) sprach über die Herausforderungen von systemischen Risiken. Er erläuterte das grundlegende Konzept und dessen Anwendung in der Wasser- und Umweltforschung. Janet Hering (Direktorin der Eawag, Dübendorf, Schweiz) beleuchtete die Rolle der Wissenschaft für den Ausbau kommunaler Kläranlagen zur Elimination von Mikroschadstoffen in der Schweiz. Katrien Termeer (Professorin für Public Administration and Policy, Universiteit Wageningen, Niederlande) sprach über Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel mit einer Governance-Strategie der „Small Wins”. Nach den Keynotes folgte eine Panel-Diskussion im Plenum mit den Vortragenden zu Herausforderungen und Stärken der inter- und transdisziplinären Forschung. Im Fokus stand dabei insbesondere die Rolle von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in diesem Prozess.
Im Anschluss an das Vortragsprogramm fand eine Postersession statt. Es wurden 34 Poster aus unterschiedlichen Disziplinen präsentiert. Die Bandbreite der Themen umfasste die Analyse und Governance von Trockenheitsereignissen, das integrierte Wasserressourcen-Management, Mikroschadstoffe in der Umwelt und weitere interdisziplinäre Fragestellungen. Die besten drei Poster wurden von einer Jury mit einem Posterpreis (in Form eines Reisekostenzuschusses zu einer Konferenz) ausgezeichnet.
Am Vormittag des zweiten Tages beleuchteten Referentinnen und Referenten von baden-württembergischen Universitäten Risiken im Themenbereich Wasser aus verschiedenen disziplinären Perspektiven. Die erste Session fokussierte auf Schadstoffe im Wasserkreislauf. Daniel Dietrich (Professor für Umwelt- und Humantoxikologie, Universität Konstanz) stellte in seinem Vortrag die Frage, inwieweit Nano- und Mikroschadstoffe ein Problem darstellen. Er zeigte Beispiele zu Verhalten, Verbleib und Bioverfügbarkeit von Nanopartikeln in der Umwelt und sprach die Problematik der Mischungstoxizität und Regulierung an. Ute Mager (Professorin für öffentliches Recht, Universität Heidelberg) referierte über die Begrenzung von Schadstoffeinträgen nach den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie. Zum Abschluss dieses Themenblocks beleuchtete Jale Tosun (Professorin für Politische Wissenschaft an der Universität Heidelberg) die Gewässerbelastung in der öffentlichen Wahrnehmung anhand der Kommunikationsstrategien von Umweltgruppen.
Die zweite Session befasste sich mit Risiken durch Extremereignisse. Antje Witting (Postdoktorandin in der Arbeitsgruppe für Materielle Staatstheorie, Universität Konstanz) stellte ihre Forschungsergebnisse zum evidenzbasierten Hochwasserrisikomanagement in der Metropolregion Denver vor. Tatjana Krimly (Fachgebiet Produktionstheorie und Ressourcenökonomik im Agrarbereich) und Andrea Knierim (Professorin am Fachgebiet für Ländliche Soziologie) von der Universität Hohenheim zeigten in ihrem Vortrag über das Hochwasserrisiko in der Landwirtschaft die unterschiedlichen Perspektiven verschiedener Gruppierungen (Betriebe, Verwaltung) auf. Zum Abschluss sprach Kerstin Stahl (Professorin für Umwelthydrosysteme, Universität Freiburg) über die Risiken von Trockenheit im Anthropozän.
An der Veranstaltung nahmen insgesamt 131 Personen teil. Die Mehrzahl der Teilnehmenden waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie auch aus den Sozial- und Geisteswissenschaften. Weiterhin haben Vertreterinnen und Vertreter aus Umweltbehörden und –verbänden teilgenommen. Besonders erfreulich war das große Interesse von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern.
Im Anschluss an das Symposium, am Nachmittag des zweiten Tages, wurde ein Vernetzungsworkshop für Early-Career-Scientists in Form eines World-Cafés angeboten, an dem 33 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen und Karrierestufen teilnahmen. An vier moderierten Tischen wurden Fragen zu Inhalten, Schwierigkeiten und Anforderungen der interdisziplinären Zusammenarbeit in der Wasserforschung erörtert. Die Ergebnisse an den Tischen wurden anschließend im Plenum vorgestellt.
Bei Interesse an den Ergebnissen des Workshops wenden Sie sich bitte an Ulrike Scherer von der Geschäftsstelle des Netzwerks Wasserforschung.
PROGRAMM des Symposiums
Bildnachweis: Teilnehmende des Symposiums, Prof. Ortwin Renn, Prof. Katrien Termeer, Prof. Jale Tosun, Teilnehmende des Workshops (© U. Scherer).