Nachhaltiges Handeln als zentrales Leitbild für die Zukunft zieht sich von der europäischen Nachhaltigkeitsstrategie über die nationale Konkretisierung in die verschiedenen Bereiche unserer Tätigkeiten. Das Bauwesen hat dahingehend einen starken Einfluss und kann auf Grund der benötigten materiellen und monetären Ressourcen in Verbindung mit den entstehenden Umweltwirkungen einen großen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Bisher wird der Begriff „Nachhaltiges Bauen” meist auf den Hochbau bezogen. Im Bereich der Infrastrukturen und des Tiefbaus gibt es hingegen kein übergreifendes Bewertungs- und Zertifizierungssystem, um die Nachhaltigkeit von Maßnahmen und den dazugehörigen Bauwerken zu ermitteln.
Vor diesem Hintergrund veranstaltete die KIT-Geschäftsstelle des Netzwerks Wasserforschung Baden-Württemberg mit wissenschaftlicher Unterstützung von Prof. Elke Petersson und Dr. Sonja Cypra (Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft) einen Workshop mit dem Ziel, Forschungsfragen und Kooperationsmöglichkeiten für den Wassersektor zu identifizieren. An dem Workshop nahmen 22 Vertreterinnen und Vertreter aus Hochschulen und aus der Praxis (Ingenieurbüros, Behörden, Wasserversorgung) teil.
Nach einer Einleitung von Elke Petersson in das Thema folgte ein Impulsvortrag von Susanne Kytzia (Hochschule für Technik, Rapperswil, Schweiz) zu projektbezogenen Erfahrungen mit der Richlinie SIA 112/2, die im Jahr 2016 für das nachhaltige Bauen im Bereich Tiefbau und Infrastruktur in der Schweiz geschaffen wurde. Daran anknüpfend wurden in Form eines „Open Space” relevante Fragestellungen gesammelt, die in Gruppenworkshops vertieft wurden. Dabei zeigte sich, dass ähnliche methodische Herausforderungen in den verschiedenen Fachrichtungen (Wasserbau, Siedlungswasserwirtschaft) bestehen. Abschließend wurden Ideen für mögliche Initiativen gesammelt, die zukünftig weiterentwickelt werden können, wie beispielweise die Aufbereitung von Nachhaltigkeitsbewertungen und Kriterienkatalogen für die Praxis. Auf der anderen Seite könnte die Forschung von mehr Projektbeispielen aus der Praxis profitieren.
Weitere Informationen im PROGRAMM
Die Ergebnisse des Workshops wurden in „Water” publiziert:
Cypra et al. (2020): Sustainability Assessment in Water Infrastructure Projects – Existing Schemes and Challenges in Application
Bildnachweis: Staumauer der Schwarzenbachtalperre, Schleusenanlage Neckarsteinach, Nachklärbecken der Kläranlage Mannheim, Mischwasserüberlaufbecken der Kläranlage Neureut, Sanierung einer Kanalisation (von links nach rechts).